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5 Minuten mit… Unser Interview mit Christine Pieroth aka Piri

Wer sich ein bisschen mit Piri beschäftigt, stellt sich schnell die Frage: Was macht diese Frau eigentlich nicht? Wir haben sie natürlich über ihre Weine kennengelernt, aber schnell war klar, dass sich da ein ganzes, kleines Universum auftut im beschaulichen Burglayen an der Nahe. 

„Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“, wusste schon der werte Herr Goethe. Wir wissen heute sogar noch mehr: Das Gute liegt an der Nahe, bei der bezaubernden Christine Pieroth a.k.a. Piri, um genau zu sein. Die gelernte Winzerin mit einer ausgeprägten Schwäche (oder sagen wir doch eher: Stärke!) für Honigbienen ist eine wahre Wundertüte und sprudelnder Quell kreativer Inspiration – inmitten einer der traditionsreichsten Weinregionen Deutschlands, in der es aktuell noch sehr wenig Naturweine gibt. 

Mit klassischen Weinen aufgewachsen, hat sich Piri in den letzten Jahren immer mehr in einem ganzheitlichen Ansatz für die Landwirtschaft wiedergefunden und versucht heute, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse auf den geschichtsträchtigen Betrieb der Familie Stück für Stück zu übertragen. 

8gb: Hallo liebe Piri, schön, dass du dir ein paar Minuten Zeit für unsere Fragen nimmst. Für diejenigen, die deine Weine noch nicht kennen, was macht sie in deinen Augen so besonders?

Piri: “Ui, was heißt besonders... Für mich ist alles verbunden: Die Art und Weise, wie ich mit unseren Weinbergen und Weinen umgehe, entspricht auch der Art und Weise, wie ich lebe. Ich probiere einfach, einen möglichst ganzheitlichen und naturverbunden Lebensstil mit meinen Weinen widerzuspiegeln.”

8gb: Was isst du gerne zu deinen Weinen? Welche Pairings gefallen dir gut?

Piri: “So vieles – aber keine Tomaten! Da esse und trinke ich abwechselnd.”

Ein natürlicher Wechsel

8gb: War es für dich immer selbstverständlich, Naturwein zu produzieren, oder wie ist es dazu gekommen?

Piri: “Selbstverständlich war das nicht, da ich mit ganz anderen Weinen aufgewachsen bin und auch hier vor Ort sonst keiner Naturwein produziert. Aber durch die eigenen Lebens- und Wertevorstellungen hat sich mein persönliches Interesse dann doch irgendwie ganz automatisch dahin entwickelt. Ich habe dann viel in die Richtung probiert, immer wieder Fragen gestellt und einfach gemacht.”

Weinfässer mit Kerzen

8gb: Was ist eine der größten Lektionen fürs Leben, die du bisher lernen durftest, seitdem du deine eigenen Weine machst?

Piri: “ZEIT STATT ZEUG!”

8gb: Wenn du heute die Gelegenheit hättest, noch einmal von vorne zu beginnen, würdest du etwas anders machen?

Piri: “Hmm, eigentlich nicht. Klar läuft auch mal was schief, aber man lernt ja zum Glück aus seinen Fehlern (lacht).”

8gb: Wir kennen ja in erster Linie deine Weine, sehen aber dauernd so viele andere spannende Projekte von dir auf Instagram. Womit beschäftigst du dich denn gerade?

Piri: “Generell ist Selbstversorgung ein wichtiges und auch zeitintensives Hobby von mir: Bienenvölker, Gemüse, Obst, Marmeladen und milchsauer Vergorenes. Außerdem Wildkräuter für Teemischungen & Tinkturen, die ersten eigenen Salben habe ich daraus gerade hergestellt. Und all das würde ich auch gerne mit mehr Menschen teilen! Vor ein paar Jahren habe ich angefangen, auf einem Acker etwas Kartoffeln anzubauen. Viele aus dem Dorf finden das total spannend und kommen gerne vorbei, weil nur noch wenige wissen, wie und wo denn eigentlich so eine Kartoffel wächst! Es klingt verrückt, aber viele Kinder wissen es wirklich nicht mehr, weil selbst auf dem Land nur noch sehr wenig Kontakt zur Landwirtschaft stattfindet.”

“Dem möchte ich entgegenwirken und diesen Kontakt und die Wertschätzung für gute Lebensmittel wieder stärken. Ansonsten, wenn immer die Zeit es zulässt, male, zeichne, schnitze oder arbeite ich gerne mit Ton. Momentan befasse ich mich auch mit der Herstellung von natürlicher Tinte aus Pflanzen und Färberpflanzen.”

8gb: Das klingt alles super spannend! Kannst du uns noch etwas darüber erzählen, wie deine wunderschönen Labels entstehen?

Piri: “Ja, sehr gerne! Im Weinberg spielt natürlich die Rebe die Hauptrolle. Aber da passiert ja noch so viel mehr. Ich interessiere mich sehr für Kräuter und deren Verwendung und als wir die Bodenbewirtschaftung umgestellt haben, wurde es wieder total lebendig im Weinberg! Einheimische Gräser und Kräuter, Blüten und – durch all das angelockt – auch viele Insekten und andere, kleinere Tiere wie zum Beispiel Fasane und viele mehr, die hier wieder Lebensraum finden. Und ich glaube, diese Lebendigkeit im Weinberg kommt auch im Wein an.”

Da steckt Natur drin

Piri: “All das wollte ich auf’s Etikett bringen. Da ich ja selbst etwas male und Linolschnitte mache, habe ich die gesammelten Pflanzen abgedruckt. Die digitalisierten Originale schmücken so nun meine Weine.”

Piri Naturel Weinflaschen

8gb: Schön, wie bei dir alles zusammenfließt! Was können wir von dir für die Zukunft erwarten?

Piri: “Im Prinzip all das, was ich vorher gesagt habe. Ich möchte auf unserem Hof noch mehr Raum und Zeit für Kultur und deren Entfaltung geben. Kultur sollte nichts sein, was man wenige Male im Jahr erfährt, wenn man beispielsweise ins Theater geht. Kultur passiert im täglichen Leben. Sie liegt vor der Haustür! Wir werden von unserer Kultur geprägt, wir können und sollten sie aber auch selbst aktiv prägen und mitgestalten. Für mich gehört das Bewahren wie auch das Neuschaffen untrennbar dazu. Es ist ein Prozess, eine Entwicklung, an der jede*r eingeladen ist, teilzunehmen. Es kann nicht sein, dass einige wenige Kultur machen und die vielen anderen Kultur konsumieren. Sie muss gemeinsam gelebt werden!”

Vielen Dank für die spannenden Einblicke, liebe Piri. Wir freuen uns schon auf alles was wir noch so von dir sehen werden!

Hat dir unser Interview mit Piri gefallen? Wenn du mehr über andere Winzer*innen erfahren möchtest, kommst du hier zu unserer Winzer*innenseite.

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