Was ist Orangewein?
Gruß aus der Antike
Orangewein bzw. orange wine hat eine lange Geschichte. Wir haben ja in unserem Blogbeitrag über Naturweine erwähnt, dass der Ursprung der Weinherstellung in Georgien liegt. Dort wird Wein schon seit Tausenden von Jahren hergestellt. Wie man sich denken kann, gab es zu der Zeit relativ wenige “Gadgets”, mit denen man die Weinherstellung vereinfachen konnte.
Anstatt die Trauben von den Stielen zu trennen – entrappen – wurde die gesamte Traube samt Stiel eingemaischt. Angequetscht wurden die Trauben mit den Beinen (unserer Meinung nach bis heute die beste Methode – Spaß inklusive) und dann in eingegrabenen Qvevri 5-6 Monate lang vergoren und so bis in die Frühlingsmonate gelagert. Das ist sozusagen der Orangewein der ersten Stunde a.k.a. OG Naturwein.
(Psst! Qvevri sind ei-förmige Tonamphoren, die im Boden vergraben und traditionellerweise mit Bienenwachs versiegelt werden)
Aber kurz nochmal zurück auf Anfang:
Was sind denn jetzt eigentlich Orangeweine?
In der natürlichen Weißweinherstellung werden die Trauben gelesen und direkt, bzw. bereits nach einigen Stunden, abgepresst, bevor der reine Saft dann mit Hilfe der natürlich vorhandenen Hefen aus dem Weingarten und dem Keller zu gären beginnt. Beim Rotwein sieht das Ganze ein bisschen anders aus. Da werden die Trauben entweder gerebelt (die Beeren vom Stiel getrennt) oder samt Stiel eingemaischt. Durch die tage- bzw. wochenlange Extraktion auf der Maische entsteht die dunkle Farbe und gaaanz viel Geschmack. Vereinfacht ausgedrückt also: Orangewein ist Weißwein, der wie Rotwein ausgebaut wird.
Wenn man den Spieß umdreht und rote Trauben nach dem Weißwein-Schema herstellt erhält man was? Ganz genau: den Sommerliebling Rosé!
Und woher kommt die orangene Farbe?
Wenn man weiße Trauben auf der Maische vergärt, wie man es bei Rotwein macht, wird die Farbe auch intensiver, weil mehr von den Farbstoffen (Phenolen) extrahiert werden. Nun ist der Wein nicht mehr weiß sondern eben ockerfarben bzw. orange. Ta-daaaa – und schon hat man also Orangewein!
Fast-forward to 2022
So wird orange wine jetzt hergestellt
In den letzten 20 Jahren hat sozusagen eine Renaissance der alten Weißweinproduktion stattgefunden. Das heißt, Winzer*innen haben wieder begonnen, Weißweine auf der Maische zu vergären. Die Maischestandzeit reicht von ein paar Tagen oder Wochen bis zu mehreren Monaten. Je länger der Wein auf der Maische vergärt, umso mehr intensiviert sich auch der Geschmack. Dazu werden auch mehr Tannine extrahiert (mehr dazu später). Teils findet die Maischestandzeit in Amphoren unter oder über der Erde statt, teils in Stahlbehältern, teils in Holzfässern oder sogar in Betoneiern – you name it.
Die Details der Herstellung sind den Winzer*innen überlassen. Manche entrappen die Trauben davor, um zu starke Tannine zu vermeiden, andere lassen die Trauben in ganzem Zustand und quetschen sie nur leicht mit den Füßen an. Das kommt auch ganz stark auf die Gegebenheiten eines Jahrgangs an. Je nach Wärme, Feuchtigkeit, Wetterbedingungenen etc. muss die Herstellung adaptiert werden. In wärmeren Jahren wird auch in den Stielen die nötige Reife erzielt, sodass man ganze Trauben auf der Maische vergären kann ohne zu grüne, unreife Tannine zu extrahieren.
In feuchteren Jahren haben Winzer*innen öfter mit Fäulnis zu kämpfen, was einen zu langen Maischekontakt erschwert, weil dann oft unerwünschte Geschmäcker entstehen können. Nachdem die gewünschte Maischestandzeit beendet ist, wird der Wein abgepresst und reift meist noch weitere Monate bevor er in die Flasche kommt. Je nach Stabilität und Wunsch des Herstellers komplett ohne hinzugefügten Schwefel oder mit minimalen Mengen.
Fancy Geschmacksprofil?
Durch die Zeit auf der Maische wird den Trauben allerdings nicht nur Farbe entzogen. Es entfalten sich auch ganz neue Geschmackswelten. Tannine, die sich in den Traubenkernen aber auch in den Stielen befinden, geben dem Orangewein mehr Charakter und Körper. Es ist eine ganz neue Sensation, die man vom Weißwein nicht unbedingt kennt.
Die Geschmacksnoten werden erdiger, nussiger, kräutrig, oft reifer und auf jeden Fall intensiver. Jedoch bleibt den Weinen meist die Frische und knackigen Aromen von den weißen Trauben. Natürlich kommt das auch sehr auf die verwendete Rebsorte an. Werden aromatische Rebsorten, wie zum Beispiel Gewürztraminer oder Muskateller, eingemaischt, entstehen die wohl intensivsten und einzigartigsten Orangeweine. Diese Weine sind oft sehr blumig, würzig und teilweise auch ein Hauch parfümiert – was für ein Erlebnis!
Perfekte Pairings zu Orange Wine!
Mit dem einzigartigem Geschmack kommen auch einzigartige Pairings. Orangeweine und indische Curries sind zum Beispiel ein wahres Match Made in Foodie Heaven. Tapas stehen ihm auch hervorragend und viele Arten von schärferen ostasiatischen Nudelgerichten waren bis jetzt auch immer eine gute Wahl.
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Am Gardasee erstmalig über den Orangewine gestolpert, haben wir heute eine wunderbare Überraschung aus dem Hause Judith Beck in der Spezerei in Lienz/Osttirol erlebt! Den Chardonnay Bambule 2022 🙌🙌
Hallo Ursula,
freut uns, dass du auf den Geschmack gekommen bist! Hattest du den Traminer von Judith Beck schon? Das ist definitiv einer unserer Lieblinge. Super blumig und intensiv in der Nase!