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Grünarbeit mit den Brand Bros, Interview

Updates aus dem Weingarten – Grünarbeit mit Jonas Brand

In diesem Teil unserer Serie "Updates aus dem Weingarten" geht es um die Grünarbeit. Unter "Grünarbeit" versteht man alle Arbeiten im Weinberg, die ab dem Wachstum der ersten Grüns bis kurz vor der Lese gemacht werden. Dazu unterhielten wir uns mit Jonas Brand.

Wie sieht’s aus mit der Grünarbeit, Jonas Brand?

Kennst du schon die Weine der Brand Bros? Solltest du auf jeden Fall! Heute geht’s aber nur indirekt um die Weine, und mehr um die Arbeit hinter den Weinen. Konkret sprechen wir mit Jonas über die Grünarbeit. Wir wollten wissen, was denn die Grünarbeit genau ist, warum sie so wichtig ist und wie das Ganze denn beim Weingut Brand abläuft. Jonas stand uns Rede und Antwort, und wir durften sehr viel lernen.

Noch mehr Updates aus dem Weingarten gefällig? Claus Preisinger hat uns vom Rebschnitt berichtet und mit Piri haben wir uns über die Ernte der Trauben unterhalten.

Grünarbeit? Was soll das denn sein?

Jonas hat es super zusammengefasst:

“Grünarbeit sind alle Arbeiten, die wir im Weinberg machen, ab dem Wachstum des ersten Grüns bis kurz vor der Lese: also Doppeltriebe entfernen, Drähte hängen, Blätter entfernen, Triebe einstecken und Laubschneiden oder Wickeln.”

Ok, klingt so als wäre viel zu tun in dieser Phase. Natürlich sind wir sehr wissbegierig sobald es um Wein-Facts geht und haben Jonas eventuell so manches Loch in den Bauch gefragt und die wichtigsten Fakten für euch zusammengefasst. Hier sind also die wichtigsten Schritte der Grünarbeit:

Die 4 Schritte der Grünarbeit

1. Drahtarbeit – Triebe einstecken

Sobald die Rebstöcke im Frühling anfangen zu wachsen, ist das Drahtgerüst im Weingarten wie eine Stütze für die Blätter und Triebe und schützt es vor dem Wind. Die jungen Triebe wachsen vertikal nach oben und werden auf beiden Seiten von Drähten gestützt. Während des Wachstums werden die Drähte angepasst, sodass das Laub immer innerhalb der Drähte nach oben wachsen kann. Hier ist es die Aufgabe der Winzer*innen und deren Teams, regelmäßig durch die Weingärten zu gehen und die Drähte nach oben zu hängen und Triebe, die aus dem Drahtgerüst rauswachsen, einzustecken.

Jonas: “Das sind zwei Drähte, die sind beweglich und die hängt man immer wieder eins höher, wenn die Triebe größer werden. Bei jedem Schritt, den die wachsen, hängt man quasi jeden Draht wieder ein bisschen höher, dass die Triebe gerade hochwachsen. Da sind wir in den letzten Monate einige Mal durch die Weinberge gelaufen.”

2. Blätter entfernen

Jonas: “Im Moment ist es super wichtig, dass man die Blätter immer wieder wegnimmt, dass alles gut abtrocknen kann. “

Die Blätter und Trauben brauchen viel Luft und Wind, damit die Feuchtigkeit nicht zu lange steht, da sich sonst Pilze entwickeln können. Deswegen ist es wichtig, manche Blätter zu entfernen und die Laubwand aufzulockern. Dadurch kann der Wind und die Sonne die Trauben und Blätter nach dem Regen gut trocknen und so mancher Sonnenstrahl verirrt sich leichter zwischen die schönen jungen Früchte. Überschüssige Blätter können händisch entfernt werden, da das aber ein ziemlich großer Zeitaufwand ist, können die Blätter auch sehr schonend mit einer Maschine entfernt werden.

updates Brand Bros, grünarbeit
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An ein paar sehr vereinzelten Stellen, kann es passieren, dass durch den Regen und die Feuchtigkeit Pilze entstehen. Das ist hier allerdings nur die Ausnahme, die die ansonsten so lebensfrohen Weingärten der Brand Bros bestätigt. Auf den Bildern hier sieht man den Pilz (Peronospora) auf den Blättern und den Trauben.

updates Brand Bros, grünarbeit
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3. Laubschneiden/Wickeln

Rebstöcke wachsen immer Richtung Sonne und am besten ganz hoch hinaus (a.k.a. Apikaldominanz), dadurch hören die Reben nicht einfach auf zu wachsen sobald das Drahtgerüst aufhört. Man kann die Spitzen dann entweder abschneiden oder um den obersten Draht wickeln. So gut wie Jonas können wir das nicht erklären, also hören wir am besten auf den Profi:

Jonas: “Der Vorteil vom Wickeln ist: Je länger du die Triebspitze ganz oben intakt hältst, desto weniger Energie geht unten in die Trauben. Und das ist eigentlich das, was wir wollen. Also wir wollen, dass nicht so viel Energie in die Trauben geht. Dann werden die Trauben lockerer. Später sind dann auch die Beeren früher reif und dann ist zum Schluss die Qualität besser.”

Zum Wickeln braucht es viel Feingefühl und Zeit. Dadurch werden oft nur in manchen Weingärten die Triebe gewickelt und in anderen die Spitzen so spät wie möglich abgeschnitten, um so einen ähnlichen Effekt zu bekommen.

4. Begrünung

Zwischen den Weinreben geht es bei vielen unserer Winzer*innen so richtig ab, da wachsen Kräuter, wilder Knoblauch, Getreide, Kamille und ganz viele andere wunderschöne Blumen und Pflanzen. Diese Begrünung zwischen den Rebzeilen bring Biodiversität in die Weingärten und lädt auch Hummeln, Bienen, etc. auf einen Besuch bei Pinot, Riesling und co. ein.

Die bunte Vielfalt ist aber auch sehr wichtig für den Boden: Sie ist wie eine Schutzschicht für die Erde und verwandelt sich über das Jahr hinweg in eine nährstoffreiche Humusschicht in den Weingärten.

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3 Fragen an Jonas

Zum Schluss haben wir Jonas noch drei Fragen gestellt, um einen Einblick in den bisherigen Jahrgang 2021 zu bekommen und auch eine kleine Vorschau über die kommenden Monate zu erhalten.

8gb – In vielen Teilen Deutschlands war der Frühling dieses Jahr ziemlich kühl und verregnet. Wie sieht es da bei euch in der Pfalz aus?

Jonas: “Hier in Bockenheim spürt man schon auch ein bisschen den Druck im Weingarten. Allerdings geht es bei uns ein bisschen besser als in den umliegenden Dörfern. Der 680 Meter hohe Donnersberg ist für unser Dorf ein Klimaregulator und schützt unsere Weinberge auch vor Unwettern. Ganz spurlos ist der kältere Frühling allerdings auch nicht an uns vorbeigegangen. Wir merken, dass die Blüte in diesem Jahr etwas verspätet war und generell die Reife langsamer vorangeht. Aber die Trauben sind großteils sehr gesund und das freut uns am allermeisten. Also kein Grund zur Sorge, es gibt bestimmt genügend Brand Bros Weine!”

8gb – Wann rechnet ihr dieses Jahr mit dem Lesestart? 

Jonas: “Also die letzten Jahre haben wir meistens schon Mitte/Ende August geerntet, und das war auch schon sehr früh für uns. Ich denke, wir sind eher wieder in einem normalen Jahr, wo wir so Anfang/Mitte September mit der Weinlese loslegen werden. Falls es jetzt allerdings so kühl bleibt, könnte es auch noch etwas später sein.”

Und in Zukunft?

8gb – Worauf freust du dich in Zukunft? 

Jonas: “Wir haben einen neuen Lieblingsspot! Wir sind ja immer bestrebt uns weiterzuentwickeln und haben ein neues Feld gekauft, wo momentan nur Kamille, Mohn und sowas wächst. Das legen wir jetzt nächstes Jahr teilweise mit Blauem Portugieser und Pinot Noir für den Wildrosé an. Die Lage ist auf einem Plateau, das ist total genial, weil immer viel Wind ist und alles etwas langsamer reift. Dadurch bekommen die Trauben dickere Schalen und mehr Geschmack. Ich hab richtig Bock hier oben ein kleines Ökosystem zu schaffen!”

8gb – Vielen Dank Jonas, dass du dir die Zeit genommen hast und uns Einblicke in eure Arbeit geben konntest!

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